Montag, 13. Dezember 2004

Die heutige Gesellschaft

Das Land hat eine kulturell und ethnisch vielfältige Bevölkerung. Es ist die Heimat vieler Stämme von Ureinwohnern, von niederländischen, deutschen, französischen, asiatischen und englischen Einwanderern und deren Nachfahren, von Mischlingen. Der soziale Aufbau ist ebenfalls sehr vielschichtig. Es ist ein multikulturelles Land, obwohl immer noch die Spuren der Apartheid zu finden sind und die Bevölkerungsgruppen häufig getrennt leben.

Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind Christen, des weiteren gibt es Anhänger von Stammesreligionen (mehrheitlich Animismus), Muslime (ca. 2 Prozent) und Hindus (1,5 %).

Es gibt in Südafrika elf Amtssprachen, Afrikaans, Englisch, isiNdebele, isiXhosa, isiZulu, Nördliches Sotho, Sesotho, Setswana, Siswati, Tshivenda und Xitsonga.

Nahezu überall wird Englisch verstanden, jedoch ist es für weniger als 1% der "Schwarzen" die Muttersprache. Für 58% der "Weißen" und etwa 90% der "Farbigen" ist Afrikaans die Muttersprache. Afrikaans bildete sich im 17. und frühen 18. Jahrhundert auf holländisch-niederdeutscher Basis im Kapland und würde 1925 als eigenständige Sprache endgültig anerkannt


Um die heutige Bevölkerungsstruktur zu verstehen, muss man erst einen Blick auf die Bevölkerungsgeschichte werfen. Südafrika lässt sich grob in zwei Gebiete mit einer sehr unterschiedlichen Kolonisierunggeschichte unterteilen:

• die Kapprovinzen Westkap, Nordkap und Teile des
Ostkaps, kurz "Kapland" genannt.
• der Rest des Landes.



Entstehung:

Das Kapland war bei der Ankunft der Europäer von Khoisan-sprechenden Bevölkerungsgruppen bewohnt, die entweder Jäger und Sammler ("Buschmänner") oder Viehzüchter (Khoikhoi/"Hottentotten") waren und das Land vergleichsweise dünn besiedelten.
Die Urbevölkerung wurde ausgerottet, entrechtet, vertrieben und schließlich wurden die Reste fast völlig ihrer eigenen Kultur und Sprache beraubt und gingen in einer Mischlingsbevölkerung auf, die heute weitestgehend christianisiert ist und Sprachen europäischen Ursprungs spricht. Zudem wurden Sklaven aus anderen Gebieten eingeführt, die auch in dieser Mischlingsbevölkerung aufgingen. Diese Bevölkerung bildete während der Apartheid größtenteils die Kategorie der "Farbigen".

Die Farbigen bezeichnet Mischlinge von Weißen und Hottentotten, Buschmänner, Sklaven aus Westafrika und Ostindien oder Angehörigen der Bantu Völker, sowie die rund 2ooooo Kap-Malaien. Diese sind Nachkommen von Malaien, die von der Niederländisch-Ostindischen Kompanie als Sklaven nach Südafrika gebracht worden waren. Als strenggläubige Muslime werden sie von ihrer Religion und der lebendigen Tradition als eigenständige Gemeinschaft zusammengehalten. Die durch Apartheid-Gesetze veranlaßte Vernichtung ihres Wohngebietes, des District Six, das "weißes" Wohngebiet werden sollte und 1966 planiert wurde, erregte weltweite Empörung und ist bis heute nicht vergessen.
Die meisten Farbigen leben in den Kap-Provinzen, in Kultur und Lebensweise den Weißen stark angepaßt. Rund 85% sprechen Afrikaans und sind Christen.


Der Rest des Landes war von Bantu-sprachigen Viehzüchtern und Ackerbauern besiedelt, die an vielen Stellen vergleichsweise dicht siedelten. Diese Bevölkerung wurde zwar auch unterworfen und entrechtet, aber sie konnte ihre Sprache und große Teile ihrer Kultur bis heute bewahren. Diese Bevölkerung bildete währen der Apartheid die Kategorie der "Schwarzen".

Die Schwarzen gehören zu den Negriden, ihre Sprachen zu den Bantu-Sprachen. Die neun wichtigsten der schwarzen Völker sind Zulu, Xhosa, Tswana, Sotho, Tsonga/Shangaan, Swazi, Pedi, Venda und Ndebele. Sie haben jeweils eigenständige Kulturen und Traditionen und sind in zahlreiche Stämme aufgegliedert. Die Sotho und Swazi leben heute in den Nachbarländern Lesotho und Swaziland.

Nach Natal, das hier zum "Rest" des Landes gehört, wanderten unter britischer Herrschaft Bevölkerungsgruppen aus Britisch-Indien ein, die während der Apartheid größtenteils die Kategorie der "Asiaten" bildeten.

Die Asiaten (70% Hindu, 2o% Muslime, 1o% Christen) in Südafrika sind überwiegend indischer Herkunft. Sie waren seit 186o für die Arbeit auf den Zuckerrohrplantagen nach Natal geholt worden. Nach Ablauf ihrer Verträge konnten sie zwar nach Indien zurückkehren, die meisten zogen es jedoch vor, zu bleiben, und andere, vor allem Händler, folgten. Sie leben heute in der Provinz KwaZulu/Natal und sprechen englisch.

Die Weißen haben bis 1994 das politische, wirtschaftliche und kulturelle Leben des Landes bestimmt. Mehr als die Hälfte sprechen Afrikaans; sie stammen von Niederländern, Deutschen und Franzosen ab, die sich nach 1652 in Südafrika niederließen. Weil sie meist Bauern waren, wurden sie Buren genannt. Die englischsprachigen Weißen sind Nachkommen der Briten, die seit 1795 nach Südafrika kamen und nach langen Auseinandersetzungen die Vorherrschaft gewannen. Zwar waren seit 191o alle Ministerpräsidenten Buren, die politische Macht ging aber erst 1948 vollständig an die burische Nationalpartei über. Vor allem die französischen (Hugenotten) und deutschen Einwanderer haben viel zur Entwicklung des Landes beigetragen und überall, auch mit Familien- und Ortsnamen, ihre Spuren hinterlassen.


Da im Kapland zur Zeit der Apartheid keine Urbevölkerung mehr als solche sichtbar war, konnte man behaupten, es habe nie eine Urbevölkerung gegeben oder diese sei vollständig "ausgewandert" oder "ausgestorben". Die "Schwarzen" seien eine später als die "Weißen" in dieses Gebiet eingewandert, weshalb dieses Gebiet rechtmäßig den "Weißen" gehöre. Nur was die spätere Einwanderung der "Schwarzen" als der "Weißen" in diesen Teil des Landes angeht, ist dies richtig.

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